Lesepr.Champagner und ein Stück vom Glück

Helga – Apfel in Calvadossabayon

⅛ l Sekt
3 Dotter
40 g Kristallzucker
4 cl Calvados
2 Äpfel

Äpfel in Scheiben schneiden und in Calvados marinieren.
Die restlichen Zutaten mit dem Schneebesen verrühren und über dem Wasserbad schaumig aufschlagen. Sabayon auf Teller verteilen, die marinierten Apfelspalten daraufsetzen und ansprechend dekorieren.
„Was mache ich eigentlich hier?“, fragte sich Helga, während sie auf ihren Koffer wartete.
Richtig, Lars hatte sie eingeladen. Außerdem war sie einsam, und sie mochte Männer, die charmant waren und gut kochen konnten. Aber das war noch lange kein Grund nach Hamburg zukommen – da hatte ihre Mutter doch ausnahmsweise einmal recht.
Auch dass ihr Sohn Benny mit seinem Vater Schiurlaub machte, schien ihr nun kein hinreichender Grund mehr, den Jahreswechsel mit einem Mann zu verbringen, den sie genau genommen kaum kannte.
Vielleicht hätte sie doch Susannes Einladung ins Rosenschlösschen annehmen sollen. Sie hätte Silvester aber auch mit ihren Eltern feiern oder einfach verschlafen können.
Allerdings kam diese Einsicht zu spät. Sie hatte ihren Trolley mittlerweile vom Band gehievt und machte sich auf den Weg zum Ausgang.
Wenige Minuten später breitete Lars überschwänglich die Arme aus. „Helga, meine Liebe, was für eine Freude!“
Sie zwang sich zu einem Lächeln. „Ich freue mich auch, hier zu sein. Danke, dass du mich abholst, ich hätte doch auch ein Taxi nehmen können.“
„Niemals! Dann hätte ich noch eine ganze Stunde länger auf dich warten müssen“, rief er, schnappte sich ihren Trolley, legte einen Arm um ihre Taille und schob sie in Richtung Parkplatz.
„Wie lange kannst du bleiben?“
„Mein Rückflug ist für den vierten Jänner gebucht.“
„So bald schon? Dann lass uns die wenigen Tage genießen. Heute Abend übernimmt mein Sous-Chef, und wir beide machen es uns gemütlich. Was hältst du davon? Morgen habe ich natürlich Großkampftag, das haben wir ja besprochen. Dafür ist das Restaurant nach Silvester einige Tage geschlossen, dann werde ich dir Hamburg zeigen!“
In der Zwischenzeit waren sie bei seinem Auto angelangt. Nobler Schlitten. Während er ohne Unterlass weiterredete, sah Helga aus dem Fenster. Es war nebelig und trüb, das entsprach ziemlich genau ihrer Stimmung.
Dabei hatte sie sich doch so auf diese Tage gefreut. Wann genau hatte das umgeschlagen? Als ihre Mutter sie mit hochgezogener Augenbraue gefragt hatte, ob sie sich das auch genau überlegt habe? Als Benny ausgeflippt war, weil sie sich mit einem anderen Mann traf? Oder erst gestern, seit dem Telefonat mit Susanne? Ihre Mutter war reichlich konservativ und ihr Sohn noch ein Kind, aber Susanne war weder prüde noch zimperlich – dennoch schien es, als wollte sie Helga vor etwas warnen. Vor Lars? Lächerlich. Lars war vielleicht nicht die Idealbesetzung für die Rolle des treu sorgenden Ehemanns, aber dieses Kapitel war für Helga ohnehin ein für alle Mal abgehakt. Auch eine feste Beziehung kam nicht infrage, und das nicht nur, weil Lars sein Leben in Hamburg hatte und sie das ihre in Wien. Nach der Pleite mit Paul war sie noch lange nicht bereit, über eine neue Beziehung auch nur nachzudenken – schon wegen Benny.