Die Katholische Kirche 2035 – Fels in der Brandung oder Stein des Anstoßes?

Selten wird über die Katholische Kirche so viel berichtet, wie aus Anlass des Todes eines Papstes, zu Zeiten eines Konklaves und über die ersten Schritte des neuen Papstes. Zwischen diesen Ereignissen liest man bestenfalls von Skandalen oder Kirchenaustritten.
In den Jahren 2012 und 2015 habe ich zwei Romane geschrieben

(Die andere Schwester des Papstes, Als Papst lebt man gefährlich), die sich mit den Zuständen im Vatikan befassten.
2012 saß noch Benedikt auf dem päpstlichen Stuhl, 2013 dann dessen überraschender Rücktritt, es folgte Franziskus, der – aus meiner Sicht – mehr Hoffnungen geweckt hat, als er am Ende einlösen konnte.

Dennoch hat er offenbar einiges bewirkt, denn als ich nun in meinem Romanen geblättert habe (mein fiktiver Papst heißt übrigens Leo XV), konnte ich sehen, dass man einige Kritikpunkte aus heutiger Sicht anders formulieren würde. An anderen Stellen scheint die Geschichte allerdings hochaktuell, denn leider sind die großen Probleme nach wie vor ungelöst.

Wenn dem neuen Papst auch manche Vorschusslorbeeren eingeräumt werden, so scheint eine Hoffnung auf ein baldiges Einlenken in der Frauenfrage ebenso unrealistisch, wie die Beendigung des Zölibates, und ob in Rom tatsächlich Einigkeit darüber herrscht, dass Homosexualität nur eine andere Form der Sexualität sei, ist ebenso fraglich, wie die Behauptung, dass alle Reformer und alle Konservativen über den neuen Papst jubeln.

Bleiben wir also – bei allem Optimismus – auf dem Teppich. Selbst ein noch so großer Diplomat, wird die tiefen Gräben, die sich gerade auch während des Pontifikates von Franziskus gezeigt haben, nicht von heute auf morgen zuschütten können. Schon gar nicht kann er die oben beschriebenen Probleme im Sinne der Reformer lösen, will er keine Kirchenspaltung herbeiführen. Und wem wäre damit gedient? In Europa, wo Säkularisierung und Islamisierung ohnehin ungebremst voranschreiten, sicherlich niemand.

Was also tun? Am besten vielleicht das, was aufgeklärte Katholiken und engagierte Gruppen und Pfarren schon seit Jahrzehnten praktizieren. Forderungen formulieren, die Hoffnung nicht aufgeben und sich notfalls damit trösten, dass der Vatikan – wenn auch mit dem Flugzeug in wenigen Stunden erreichbar – am Ende doch weit weg ist. So können sie zumindest im eigenen Wirkungsbereich der Fels in der Brandung sein.

2018 erschienen der Sammelband „Der liebe Gott und sein teuflisches Bodenpersonal“