Interview mit meiner Autorenkollegin Mira Morton

Zuerst einmal herzlichen Dank für die Einladung, zum Gespräch.

  1. Wie würdest Du das Genre bezeichnen, in dem Du schreibst?

Nun klar ist, dass ich Liebesromane schreibe, die in Richtung romantischer Komödien gehen. Aber persönlich bezeichne ich sie am liebsten als moderne Märchen.

  1. Selfpublishing oder Verlag?
    Ich denke, beides hat seine Vor- und Nachteile. Selbstpublishing ist extrem zeitaufwendig, da ich mich ja wie alle anderen ebenfalls auch um die Covergestaltung, Buchsatz, Vermarktung der Bücher, Preisaktionen usw. kümmern muss. Das fällt bei einem Verlag weg. Grundsätzlich sehe ich beides als attraktive Optionen, je nachdem was in der aktuellen Lebensphase gerade besser passt.

  1. Kannst Du uns ein wenig mehr über deine Romane erzählen?

Sehr gerne, liebe Brigitte. Aus meiner Sicht ist das Besondere an meinen Romanen, dass sie auf der einen Seite so geschrieben sind, als sehe man einen Film wie ‚Pretty Woman‘ oder ‚Notting Hill‘, allerdings mit Protagonisten, die meistens aus Österreich oder Deutschland stammen. Hinzu kommt, dass ich viele meiner Romane auch sehr untypische Themen verpacke, von Rassismus über Umweltschutz bis hin zu Spiritualität. Tja, und dann entführe ich meine Leserinnen und Leser oft an traumhaft schöne Schauplätze wie die Malediven, Karibik oder auch nach Angkor Wat in Kambodscha.

Mein Ziel war es immer, meine Leserinnen und Leser für ein paar Stunden aus ihrem Alltag zu holen und in eine andere Welt eintauchen zu lassen. Auch wenn es dort die supersexy Milliardäre gibt, sind meine Frauenfiguren bei Gott keine Dummchen und die Geschichten hoffentlich interessant zu lesen.

 

  1. Wie würdest Du Deine Zielgruppe definieren?

Grundsätzlich alle, die gerne Liebesromane lesen. Leider sind das mehr Frauen als Männer, aber vielleicht ändert sich das noch. Ich habe auch sehr junge Leserinnen, so ab 16 Jahren und mein ältester Leser, von dem ich weiß. Ist knapp an die 90 Jahre alt. Also ich würde sagen: bunt gemischt.

 

  1. Welche Genres dienen Dir zur Entspannung?

Puh, das ist eine gute, aber schwierig zu beantwortende Frage. Auf jeden Fall lese ich, wenn ich wirklich abschalten will, nichts mit Mord und Totschlag. Mein Credo ist ja, was in die Psyche hineinkommt, muss die Psyche auch verarbeiten. Ob bewusst oder unbewusst. Daher mag ich dann gerne Romane, die unterhaltsam sind oder eben Liebesromane. Sehr gerne lese ich auch deine heiteren Gesellschaftsromane!

 

  1. Als Buch oder auf dem E-Reader?

Ich gebe zu, ich lese fast alles nur noch auf dem E-Reader mit zwei Ausnahmen: Es gibt Bücher von Kolleginnen wie dir, wo ich einfach stolz darauf bin, das Taschenbuch zu besitzen, und dann gibt es spezielle Bücher wie Biografien, Klassiker oder einfach toll gemachte Bildbände, die ich dann naturgemäß lieber als Buch kaufe.

 

  1. Bevorzugst du bei Unterhaltungsromanen Happy-End, Sad-End oder Open-End?

Ganz klar Happy End. Ich kann gut mit Cliffhängern leben, wenn ich weiß, die Serie geht weiter, denn ich mag auch diese Spannung. Open Ends sind gar nichts für mich. Ich hasse zum Beispiel die offenen Enden von Haruki Murakami jedes Mal aufs Neue, auch wenn ich seine Geschichten liebe. Bei Sad Ends kommt es darauf an: Natürlich ist das auch mal schön, die Taschentücher auszupacken und zu Jojo Moyes ‚Ein ganze halbes Jahr‘ zu weinen. Aber wenn ich selbst schon gestresst bin oder mit Problemen zu kämpfen habe, dann brauche ich das nicht und auch nicht, wenn ich einfach abschalten und relaxen will.

 

  1. Welchen Wert misst du Rezensionen bei? Als Autorin, als Leserin?

Als Leserin hm. Da ich jetzt als Autorin ja weiß, dass es sie gibt, mehr als vorher, allerdings lese ich meistens nur eine Ein-Stern- und eine Fünf-Stern-Rezension und kauf mir das Buch trotzdem. Früher hab ich die überhaupt nicht gelesen, weil ich weiß, Bücher die mir gefallen, passen oft überhaupt nicht für meine besten Freundinnen und umgekehrt. Ein Buch muss auch  zur Tagesfassung, zur eigenen Stimmung und oft auch zu aktuellen Interessensgebieten etc. passen. Daher verlasse ich mich beim Aussuchen lieber auf meine Intuition. Wenn mich was anspringt, kauf ich es.

Als Autorin lese ich die Rezensionen zu meinen Romanen natürlich alle. Aber ich habe eine „Überlebensstrategie“ entwickelt: Die guten Rezensionen lese ich öfter auch als Motivation, wenn ich gerade einen Hänger beim Schreiben habe. Grundsätzlich aber interessiert mich dort, was für meine Leserinnen und Leser gut an der Story oder am Schreibstil war. Denn das möchte ich möglichst beibehalten.

Bei den schlechten Rezensionen habe ich mir angewöhnt, zuerst das Rezensenten-Profil anzuklicken. Wenn ich auf ein Profil stoße, dass neben einer Hundeleine nur ein Buch, nämlich meines, rezensiert hat (natürlich die Leine mit 5 Sternen, mein Roman mit einem), dann interessiert mich nicht mehr, was drinnen steht. Ähnliches gilt für Profile, wo jemand einen Liebesroman nach dem anderen bewertet hat und sich dann aufregt, dass man schon am Beginn weiß, wie es ausgeht. Alle anderen lese ich, um zu lernen, was kritisiert wird oder ob sich tatsächlich Fehler in die Story oder den Text eingeschlichen haben.

Aber im Grunde halte ich das, was heute passiert, das alles und jeder beurteilt werden muss, für völlig übertrieben und oberflächlich. Noch schlimmer ist dann nur mehr die Cancel-Culture.

Vielleicht sollten wir als nächste Stufe dann auch noch als Autoren unsere Rezensenten beurteilen? Manchmal frage ich mich wirklich, wohin das führen soll. Als Autorin weiß ich, welches Genre ich bediene, was die Dos and Don´ts sind und dass es zwei Arten von guten Büchern gibt, abseits des Handwerklichen am Schreiben: Solche, die alle Regeln des Genres befolgen und solche, die absichtlich Regeln des Genres brechen. Schön wäre also, wenn einige der Rezensenten diese Regeln kennen würden und objektive Kriterien hätten. Aber so ist das eben 😊

7. Wo siehst Du Gemeinsamkeiten

Ich beginne mal lieber mit den Gemeinsamkeiten: Die sehe ich vielerlei Aspekten. Auf jeden Fall schreiben wir beide in unserer Muttersprache, nämlich dem österreichischen Deutsch, womit wir quasi eine Minderheit darstellen. Auch unsere Schauplätze liegen in Österreich und viele unserer Figuren haben meiner Ansicht nach auch durchaus Ähnlichkeiten, wenn auch meine meist etwas jünger sind. Wir schreiben über selbstbewusste, mit beiden Beinen im Leben stehende Frauen. Da es ja auch bei dir oft eine Liebesgeschichte gibt, ist auch das ganz ähnlich, und wir teilen uns auch den Humor und oftmals den Blick auf die Welt.

Ich würde ja sogar so weit gehen und behaupten, was bei dir der unwahrscheinliche Fall ist, dass dein Bruder der Papst ist, das ist bei mir der unwahrscheinliche Fall, dass alle Männer zumindest Millionäre, wenn nicht Milliardäre sind 😊

In den Geschichten selbst liegt mein Fokus natürlich mehr auf der Lovestory per se, während du dich oft mit anderen Themen eingehender beschäftigst. Und du schließt die Schlafzimmertür, noch bevor etwas passiert ist 😉

Also wie du siehst, für mich überwiegen die Gemeinsamkeiten und dennoch möchte ich betonen, dass ich deine Romane beim Lesen sofort erkennen würde, auch wenn dein Name nicht draufsteht! Ich hoffe sehr, dass wir den Lesern beide etwas bieten können, was sie sonst in dieser Art selten bekommen: nämlich regionale Geschichten, die bewegen. Es muss meines >Erachtens nicht immer Irland, Schottland oder Cornwall sein, denn bei uns ist es auch schön!

Danke noch einmal für das Interview, liebe Brigitte, und Ihnen danke ich fürs Lesen!

Keep on dreamin´,

Ihre Mira Morton