Interview mit meiner Autorenkollegin Eva-Maria Farohi

 1. Wie würdest du das Genre bezeichnen, in dem du schreibst?

Ich habe sowohl Kriminalgeschichten als auch Liebesgeschichten geschrieben.
Wobei ich denke, dass sich bei einem guten Roman die Kategorien vermischend überlappen. Was genau ist ein Liebesroman? Ist „Doktor Schiwago“ einer? Oder „Krieg und Frieden“? Und „Romeo und Julia“? – ist das nun eine Liebesgeschichte oder gar ein Krimi? Man denke nur an die unzähligen Toten … Der gute Shakespeare hätte wohl niemals einen Verlag gefunden, er wäre an der Kategorisierung gescheitert oder würde jetzt noch über das Genre nachdenken.
Wobei das natürlich nicht ganz ernst gemeint ist.
Fakt ist, bevor ich selbst zu schreiben anfing, habe ich mir null Gedanken über Genres gemacht. Seit ich Autorin bin, taucht die Frage immer wieder auf. Doch je mehr ich darüber nachdenke … desto weniger finde ich eine befriedigende Antwort.

2. Selfpublishing oder Verlag?

Wie du ja auch, liebe Brigitte, habe ich sowohl Bücher im Verlag als auch als Selfpublishing-Titel herausgebracht.
Ein großes Glück! Nicht nur, weil man die Unterschiede kennenlernt, es hilft das eine beim anderen weiter.
Im Verlag ist man als Autor irgendwie eingeengt, andere übernehmen dort die Regie. Dafür muss man sich um nichts kümmern. Es sind ja so viele an der Veröffentlichung beteiligt – der Editor, der Lektor, der Coverdesigner – der Werbetexter … die Werbeabteilung, um die wichtigsten zu nennen. Und jeder hat seine eigene Vorstellung. Denn der Weg vom Manuskript zum Buch ist ein langer.
Als SP-Autor ist man Verfasser, Herausgeber und Vermarkter gleichzeitig. Ein Buch herausbringen – das bedeutet eine Menge Arbeit. Vieles, was beachtet werden muss, wenn es professionell sein soll.
Selfpublishing oder Verlag?
Das kommt wohl auf den Einzelnen an. Ich würde sagen, alles hat seine Fürs und Widers. Im Idealfall sollte man beides ausprobieren dürfen …

3. Kannst du uns ein wenig mehr über deine Romane erzählen?

Schon als Kind habe ich mir selbst Geschichten erzählt, bin dabei in verschiedene Rollen geschlüpft. Später dann, als Schauspielerin, habe ich die Charaktere der unterschiedlichsten Frauen nachempfinden dürfen. Immer noch interessieren mich die Leben anderer – was fühlen sie, wie reagieren sie? Als Schauspielerin war ich auf Frauen beschränkt, als Autorin kann ich auch die Gedankenwelt von Männern ausloten.
In meinen Romanen geht es also um Menschen, ihre Gefühle – die Turbulenzen und Entwicklungen, bevor sie ihr (Lebens)glück finden.
Da ich auch eigenes Erleben einfließen lasse, spielen viele Geschichten auf Mallorca, unschwer zu erkennen, dass ich mich dort sehr wohl gefühlt habe.
Soeben schreibe ich – zur Abwechslung – wieder an einer Kriminalgeschichte. Sie hat Wien als Schauplatz, denn das ist der zweite Ort, an dem ich zu Hause bin.

4. Wie würdest du Deine Zielgruppe definieren?

Buchleser

Anders gefragt: Ich weiß, wir wollen von vielen unterschiedlichen Lesern gelesen werden, geht mit genauso. Aber wie sieht deine idealtypische Leserin aus?
 
Ich fürchte, ich kann es wirklich nicht präzisieren, ich habe Leserinnen und Leser ziemlich aller Altersschichten, von Twens über vierzig bis noch reifer – anfangs war ich ehrlich überrascht, wie viele Männer darunter sind.
Da gibt es eine lustige Geschichte: Eine Leserin namens Marian hat mir nach der Lektüre von „Fincamond“ geschrieben. Es hat sich dann ein netter Mailkontakt entwickelt und als wir zufällig dieselbe Opernvorstellung besuchen wollten, haben wir uns in der Pause „verabredet“: Mein Gesicht, als ich merkte, dass Marian (auch) ein Männername ist … Ein sehr netter Herr mit grauen Schläfen hat da gewartet, wir tauschen uns immer noch gerne über unsere Opernerlebnisse aus – und er ist ein treuer Leser geworden.

5. Welche Genres dienen dir zur Entspannung?

gute Bücher

Anders gefragt: Wenn du einen wirklich anstrengend Tag hattest und du dich mit einem Glas Rotwein zurückziehst, welches Buch/Genre nimmst du dann am liebsten zur Hand? Ich greife dann zu heiteren Geschichten, andere ertragen solche genau dann nicht. Wie ist das bei dir?

Ja genau. Ich bin auch nicht aufnahmefähig, wenn der Tag mühsam war. Dann fröne ich einer ganz speziellen Eigenart: Ich lese einzelne Szenen aus Büchern, die ich schon kenne.  Meine Lieblinge, wenn man so will.

6. Als Buch oder auf dem E-Reader?

Ein Buch ist ein Freund. Man kann es ins Bett mitnehmen. Es kann trösten, allein schon dadurch, dass es da ist und wartet, an seinem Platz im Bücherregal.
Manchmal ist es aber auch recht praktisch, auf dem E-Reader zu lesen: beim Spaghetti-Essen zum Beispiel, am Strand, im Flugzeug …

7. Bevorzugst du bei Unterhaltungsromanen Happy-End, Sad-End oder Open-End?

Mich kann ein Roman wie „Doktor Schiwago“ sehr lange beschäftigen – eigentlich beschäftigt er mich, seit ich ihn das erste Mal gelesen habe. Ich bin überhaupt ein Leser, der gute Bücher mehrmals liest.
Ich mag aber auch gerne Geschichten von z. B. Hedwig Courths-Mahler. Die würde ich allerdings ohne Happy End nicht lesen.

8. Welchen Wert misst du Rezensionen bei? Als Autorin, als Leserin?

Nichts freut mich als Autorin mehr als das Feedback eines Lesers. Wenn es dann auch noch positiv ist – ist das natürlich toll! So etwas beflügelt und motiviert, bedeutet es doch Bestätigung für das, was man schreibt. Daher ist es schlicht wundervoll!

Und als Leserin: Siehst du dir vor dem Kauf/nach dem Lesen Rezensionen an?

Eigentlich bei Büchern nicht so sehr.
Bei technischen Produkten schon – da interessieren mich die Erfahrungswerte. Aber Bücher suche ich vor allem nach zwei Kriterien aus: Ich kenne den Autor schon und möchte noch mehr von ihm lesen. Ich bin ein ausgesprochen „treuer“ Leser – wenn mir Stil und Art zusagen, muss ich alles lesen, das gilt für Jane Austen ebenso wie für lebende Autoren. Neue Autoren lerne ich meist durch Empfehlung kennen – durch Freunde, Blogger, durch Buchbesprechungen, Diskussionen (auch auf Social Media) etc. Aber natürlich wähle ich auch einmal ein Buch spontan – weil mich der Titel anspricht, das Cover etc.
Und wenn mir etwas besonders gefällt – dann schreibe ich selbst eine Rezension, in der Hoffnung, dem Autor eine Freude zu machen …

9. Da die meisten Leserinnen dieses NLs zumindest eines meiner Bücher kennen, würde ich gerne wissen:
a. was unterscheidet unsere Bücher
b. wo siehst du Gemeinsamkeiten

Unterschiede würde ich in der Themenwahl sehen. Bei dir, Brigitte, steht das Thema im Vordergrund. Du hast – weil auch du dich nicht in Genres pressen lassen wolltest –, den „Heiteren Gesellschaftsroman“ wiederauferstehen lassen, eine Form, die ein gesellschaftspolitisch aktuelles Thema aufgreift und in Romanform amüsant, mit Humor behandelt.
Bei mir steht der Charakter der Protagonisten im Vordergrund, ihre Entwicklung, die sie letztendlich ans Ziel bringt. Ich glaube, es ist nicht zu viel verraten, wenn ich sage, ich bin nicht nur Romantikerin, ich mag auch Happy Ends.

Und Gemeinsamkeiten? Bei aller Unterschiedlichkeit schreiben wir beide Romane, die dem Leser vergnügliche Stunden abseits von Alltagsstress und Hektik bescheren sollen. Ein Buch, das unterhält, das ist es, was wir beide wollen. Wenn uns das gelingt, haben wir unser Ziel erreicht. Ganz abgesehen davon, dass uns das Schreiben auch sehr viel Freude macht …

10. Letzte Frage: Wann wird es aus deiner Feder wieder etwas Neues geben?

Mitte Juni. Da ist der Start des nächsten Teils meiner Finca-Reihe. „Fincawege“ heißt er, und es geht um das Schicksal von Juans Cousine, der Zahnärztin Maria-Jose. Die verliebt sich Hals über Kopf in den neuen Tierarzt, der das Team rund um Juan und Antonio verstärkt… Ein weiterer Ausflug nach Mallorca also – zum Sommerstart.