Grießbrei und kandierte Chilischoten

 

Unangenehmes erledigt Susanne immer sofort. Als sie in ihr Büro zurückkam, rief sie ihrer Assistentin zu: „Frau Wagner, den Kognak bitte.“

„Was ist denn passiert?“

„Nehmen Sie sich auch Glas. Wir beide sind gefeuert.“

Um ein Haar hätte ihre Assistentin das Silbertablett mit den beiden Schwenkern fallen lassen.

„Aber, das… das geht doch nicht“, stotterte sie.

„Und wie das geht. Man hat unser gesamtes Portfolio verkauft und Abteilungsleitung braucht man auch keine mehr.“ Sie hatte in der Zwischenzeit das Einschenken übernommen, sagte:

„Prost!“ und leerte das Glas in einem Zug. Dann stellte sie es auf das Tablett zurück und spürte, wie sich langsam ein wohliges Gefühl in ihr ausbreitete. Alkohol war zwar keine Lösung, aber manchmal tat er eben verdammt gut.

Frau Wagner nippte an ihrem Glas, dann fragte sie: „Was wird jetzt aus uns?“

„Was soll schon aus uns werden: Arbeitssuchende.“

Sie wusste, dass ihre Assistentin seit wenigen Monaten von ihrem Mann getrennt lebte. Als Alleinerzieherin mit Kind würde es nicht einfach für sie werden einen adäquaten Posten zu finden. Laut sagte sie: „Aber seien Sie unbesorgt, ich werde ihnen ein super Zeugnis schreiben“, und dachte bei sich: das wird auf dem Arbeitsmarkt auch nicht viel helfen.

Dann fuhr sie mit mehr Heiterkeit fort, als sie empfand: „Das war die schlechte Nachricht. Die gute ist, dass wir, sobald die Unterlagen übergeben sind, freigestellt werden. Heute ist der Zehnte. Die Kündigung wird zum Monatsletzten wirksam, dann drei Monat Kündigungszeit, die müssen jedenfalls bezahlt werden. Wie lange sind Sie schon bei uns?“

Sie sagte immer noch uns. Es wird wohl eine Zeit dauern, bis sie IMMO & WERT nicht mehr als ihre Firma betrachten wird.

„Fünf Jahre“, antwortete Frau Wagner seufzend.

„Gut, dann kommt noch eine Abfertigung dazu.“

Ihre Assistentin war weiß wie die Wand. Susanne sah auf die Uhr. Wie hell es draußen noch war, dabei war es schon sechzehn Uhr vorbei.

„Kommen Sie, trinken Sie einen Schluck, dann lassen wir’s für heute gut sein. Morgen beginnen wir mit der Übergabe der Unterlagen – und dann nichts wie weg hier.“

Plötzlich sehnte sie sich nach ihrem Wohnzimmer. Sie würde sich eine ordentliche Minestrone kochen – ihre Trostsuppe. Nichts war tröstlicher, nach einem Tag wie diesem, als eine warme Suppe. Sie hatte verschiede Varianten auf Lager, je nach dem, wie sie sich fühlte. Heute würde sie sich die Deftige gönnen, mit ein wenig Schinkenspeck und viel Pasta.